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Die Arbeit beschäftigt sich mit der Fragestellung, ob ein Präventionsangebot gegen sexualisierte Gewalt für Erwachsene ab 55 Jahren, also für Erwachsene im geragogischen Kontext wichtig und wenn ja, wie sollte ein solches Angebot nach geragogischen Gesichtspunkten gestaltet sein? Oder anders formuliert: Ist ein Präventionsangebot gegen sexualisierte Gewalt für Erwachsene ab 55 Jahren, also in der Passagenzeit vom Berufsleben hin zur Rente und für bereits im Ruhestand (der Rente) befindliche Personen wichtig und auch gewünscht?
Das Konzept Literature und Language Awareness (LitLA) verbindet literarisches und sprachliches Lernen in einem migrationsgesellschaftlich perspektivierten Literaturunterricht (vgl. Rösch 2021). Als Lernmedien stehen hierbei literarische Werke im Zentrum, die Migrationsmehrsprachigkeit poetisch gestalten. Das LitLA-Konzept richtet sich explizit an alle Lernenden, unabhängig von ihren jeweiligen spracherwerbsspezifischen Voraussetzungen.
Die hier vorliegende Dissertationsschrift beschreibt erste empirisch fundierte Ergebnisse zu Röschs LitLA-Konzeption, welche anhand einer fachdidaktischen Entwicklungsforschungsstudie gewonnen wurden. Der Schwerpunkt des DBR-Projekts liegt auf der theoretischen und empirischen Spezifizierung und Strukturierung von LitLA als Lerngegenstand. Dabei steht ein migrationsmehrsprachiger Jugendroman als Lernmedium im Zentrum. Es handelt sich um den 2018 in der deutschen Übersetzung von Cordula Setsman erschienenen Text Nicu & Jess des britischen Autor:innenteams Sarah Crossan und Brian Conaghan. Der in freier Versform gestaltete Roman erzählt die Geschichte der Begegnung, Annäherung und unfreiwillig kurzen Liebesbeziehung der beiden fünfzehnjährigen Hauptfiguren. Auf literatursprachlicher Ebene bricht vor allem die Figurensprache Nicus mit Leseerwartungen. Denn seine durchgehend als Lerner:innenvarietät, mit einzelnen rumänischsprachigen Einschüben gestaltete Ausdrucksweise prägt als Erscheinungsform literarischer Migrationsmehrsprachigkeit den Gesamttext deutlich.
In einem explorativen zweitteiligen Design-Experiment setzten sich neunzehn Lernende (9./10. Klassenstufe der nicht-gymnasialen Sekundarstufe) mit der ästhetischen Wirkung der literischen Migrationsmehrsprachigkeit im Text auseinander. Neben sprachlich-literarischen Präkonzepten im Rahmen der Erstbegegnung mit der Sprache der Figur Nicus wurden individuelle Lernwege entlang des im Rahmen der Studie theoriebasiert strukturierten LitLA-Lernpfads untersucht. Forschungs- und Entwicklungsprodukte sind u.a. der anhand der empirischen Daten modifzierte werkspezifische LitLA-Lernpfad sowie ein LitLA-Lernwegs-Diagramm, das Aufschluss über Verläufe und Gelingensbedingungen literarisch-sprachlicher Lernwegsmuster von Jugendlichen im Umgang mit einem mehrsprachigen Jugendroman gibt.
In dieser Arbeit wird mithilfe einer Diskursanalyse untersucht, wie Gender in Shirin Davids Songtexten konstruiert wird. Als Ausgangsmaterial werden die Songs ihres Albums „Bitches brauchen Rap“ herangezogen.
Die Analyse orientiert sich dabei an den Fragen, inwiefern sich Shirin David im aktuellen Genderdiskurs positioniert, auf welche Art sie Weiblichkeit (de-)konstruiert und welche Strategien der Subversion von Genderstereotypen in ihren Texten zu finden sind.
Ziel dieser Arbeit ist es, das Bild von FLINTA* und Männern in den veröffentlichten Texten der Künstlerin Shirin David zu untersuchen und in den aktuellen Genderdiskurs einzuordnen. Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass Shirin David durch ihre Songtexte die Komplexität des Genderdiskurses in der Musikindustrie mit unter durch ihre Widersprüche und Gegensätze bestätigt. Shirin Davids Aussagen erweitern dabei die Diskussion über Female Empowerment im Rap und welche (un-)abhängige Rolle FLITNA* dabei einnehmen können.
Durch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Künstlerin Shirin David konnte aufgezeigt werden, wie Strategien feministischen Aktivismus in Teilen zur Aufklärung und Sichtbarmachung verwendet werden können, andererseits einzelne Mechanismen aber auch für eine Selbstvermarktung und eigene Aufwertung instrumentalisiert werden.
Das Auswerten von Daten und die Begründung von wissenschaftlichen Hypothesen kann als zentraler Bestandteil von "Scientific Practice" angesehen werden. Durch das naturwissenschaftliche Experiment können beide Aspekte adressiert werden: Lernende müssen Beobachtungen und Daten mit ihren Hypothesen verbinden. Dieser Prozess kann als Argumentieren aufgefasst werden und bedingt Datenkompetenz bei Lernenden.
Vor diesem Hintergrund hat die vorliegende Arbeit die Förderung von Datenkompetenz zum Ziel. Beim Experimentieren stellt der adäquate Umgang mit Daten und Messunsicherheiten einen wesentlichen Teil der Datenkompetenz dar. Zunächst wurde daher eine didaktische Strukturierung entwickelt, die die Datenkompetenz beim Experimentieren a) auf die für die Sekundarstufe I relevanten Aspekte reduziert und b) in die Kompetenzbereiche „Direktes Messen“, „Indirektes Messen“, „Grafische Auswertung“ und „Signifikanz“ modularisiert. Auf dieser Basis wurden zehn digitale Lernapps entwickelt, die durch eine Expert:innenstudie hinsichtlich der Passung zur Strukturierung und der fachlichen Richtigkeit evaluiert wurden. Die Wirksamkeit der Apps konnte in mehreren Interventionsstudien mit insgesamt n = 132 Schüler:innen mit mittleren bis großen Effekten bezüglich des Kompetenzerwerbs empirisch nachgewiesen werden.
Zudem wurde untersucht, welchen Einfluss die Förderung der Datenkompetenz auf das Argumentieren beim Experimentieren besitzt. In einer längsschnittlichen Studie wurden den Schüler:innen vor und nach der Intervention mit Lernapps Messdaten zum Zusammenhang zwischen der Pendelmasse m und der Periodendauer T eines Fadenpendels gezeigt und ihre Hypothesen sowie die Zustimmung zu vier Argumentkategorien erfasst.
In der Studie mit n = 325 Schüler:innen konnte gezeigt werden, dass der Erwerb von Datenkompetenz a) die Zustimmung zu daten- und evidenzbasierten Argumentkategorien erhöht, b) die Zustimmung zu intuitiven und auf Heuristiken basierenden Argumentkategorien verringert und c) positiv auf die Richtigkeit einer physikalischen Hypothese wirkt.
Die vorliegende Arbeit trägt dazu bei, die Wirkung von Datenkompetenz auf das Argumentieren beim Experimentieren zu verstehen: Durch kurze Interventionen zum Umgang mit Daten und Messunsicherheiten können die Argumentationsfähigkeit der Schüler:innen beim Experimentieren sowie der selbstständige Lernerfolg durch Experimentieren gefördert werden.
Der EdTech-Index (ETX)
(2023)
Der Megatrend Digitalisierung hat sowohl den Bildungsbereich als auch die Arbeitswelt verändert. Bildungseinrichtungen wie z.B. Schulen stehen vor der Herausforderung, mit digitalen Arbeitsformen und auch Lern- und Lehrangeboten umzugehen. Bildungstechnologie (Educational Technologie oder kurz EdTech) wird dabei als Chance wahrgenommen, die sowohl die digitalen als auch die domänenspezifischen Kompetenzen der Lernenden fördern können.
Gerade im Bereich der Beruflichen Orientierung sind unüberschaubar viele digitale Bildungsangebote im EdTech-Bereich entstanden. Diese Angebote unterliegen oft keiner Qualitätssicherung bzw. wissenschaftsorientierten Begründung. Aus diesem Grund ist es erforderlich, dass Maßnahmen der digitalen Beruflichen Orientierung gesichtet, systematisiert sowie anhand von Qualitätskriterien beurteilt werden. Der Beitrag gibt einen Überblick über den Bildungstechnologiemarkt sowie ein Verständnis von adäquaten Qualitätsmerkmalen, die bei einer Bewertung eines digitalen Bildungsangebotes herangezogen werden können. Er geht der Frage nach, nach welchen Qualitätskriterien die Bildungstechnologie (EdTech) im Bereich der Beruflichen Orientierung beurteilt werden kann.
Berufliche Orientierung ist gegenwärtig durch den Megatrend Digitalisierung geprägt. So zeigt sich, dass in der Beruflichen Orientierung zahlreiche digitale Angebote und Maßnahmen entwickelt wurden. Die Fülle dieser Angebote gleicht einem undurchschaubaren Labyrinth, sowohl Lehrkräfte als auch Schüler:innen fühlen sich bei der Auswahl geeigneter Maßnahmen überfordert. Daneben schreitet die Entwicklung der Arbeitswelt 4.0 voran und erfordert Veränderungsprozesse in den beruflichen Arbeitsanforderungen, die Spezialisierungswissen und digitalisierungsbezogene Kompetenzen bedingen. Um den Veränderungsprozessen zu begegnen, gewinnen neben Kompetenzen der Beruflichen Orientierung digitalisierungsbezogene Kompetenzen an Bedeutung. Sowohl in der Beruflichen Orientierung als auch in der digitalen Bildung liegen bereits Kompetenzmodelle vor, die auf einen systematischen Kompetenzaufbau von Lernenden zielen. Digitale Berufsorientierungskompetenzen werden bisher nur in Bezug auf Einzelaspekte thematisiert, wie z. B. die Nutzung des Internets oder des Berufswahlpasses. Der Beitrag geht der Frage nach, welche Kompetenzen für die Berufliche Orientierung in einer digitalen Welt formuliert und gefördert werden können, damit Jugendliche systematisch sowohl auf die Berufs- und Arbeitswelt 4.0 vorbereitet werden als auch mit digitalen Maßnahmen der Beruflichen Orientierung kompetent umgehen können.
Vorstellungen zu(r) Technik
(2023)
Erfahrungen und Vorstellungen zu(r) Technik werden von Laien zumeist vor dem Hintergrund damit einhergehender Bilder und Begriffe reflektiert. Diese erscheinen im Hinblick auf Lehrpersonen der Primarstufe, welche sich vielfach als Generalist:innen verstehen insofern von Bedeutung, da sie im Kontext technikbezogenen Unterrichts als zunehmend implizit und gleichzeitig handlungsleitende Wissensbestände betrachtet werden können.
Die vorliegende Arbeit widmet sich diesem Aspekt und nimmt dabei eine praxeologisch wissenssoziologische Perspektive ein. Kern der damit verbundenen qualitativ-empirischen Studie bilden narrativ fundierte Interviews (n=8) mit Lehrpersonen an österreichischen Grundschulen.
In einer sich daran anschließenden differenzierten dokumentarischen Interpretation konnten wesentliche Orientierungen, mit Blick auf die Biografie, Berufsbiografie und Sozialisation, rekonstruiert werden.
In einer Generalisierung der Ergebnisse, die neben der Falldarstellung und Kontrastierung, insbesondere eine Typenbildung berücksichtigte konnte gezeigt werden, dass Technik insbesondere als ein Spannungsverhältnis von ‚technikzugewandt und technikabgewandt‘ wahrgenommen wird.
Hieraus ergeben sich sowohl für die konkrete Unterrichtspraxis als auch im Hinblick auf eine zukünftige Lehrer:innenbildung weitreichende Impulse.
Pollution through anthropogenic activities is a major threat for freshwater ecosystems. Metals are a relevant group of contaminants that affect aquatic organisms, communities, and ecosystems. This thesis aims at examining the effects of metal pollution across different levels of biological organisation in the anthropogenically degraded environment of the German River Rhine system and at discussing the role of the freshwater snail Theodoxus fluviatilis as an indicator organism. A field investigation to detect the effects of metal pollution at the macroinvertebrate community level in the River Rhine system shows that the measured metals are less relevant than geogenic originated factors at the sampling sites (paper 1). Additionally, the community structure is strongly characterised by a separation of non-native taxa in the River Rhine and native taxa in its tributaries. This indicates that the occurrence of invasive species could possibly be a factor structuring the macroinvertebrate community to such a high extent that the effects of other stressors are masked. Regarding the effects of metal pollution on the population, organism, and physiological level of the Danubian form of T. fluviatilis in the River Rhine, only the metal chromium affects the snail specimens negatively (paper 2). As the Danubian T. fluviatilis seems to be able to cope with the partly high concentrations of copper and zinc at the sampling sites, its suitability as an indicator for metal pollution is questionable. However, in the practice of Rhine monitoring, a distinction between the two occurring, phylogenetically different forms of T. fluviatilis is not made, though the original, native indicator has been replaced by the presumably more tolerant non-native Danubian form. An intraspecific variability in T. fluviatilis is assumed, for what first indications are found regarding differences in the infection of the two forms with parasitic trematodes (paper 3). The investigations about a possible intraspecific variability have to be complemented by comparative laboratory analyses, for which purpose an experiment with the two forms of T. fluviatilis is developed (paper 4). The results of this thesis show that investigations about the effects of pollutants in ecosystems should encompass a variety of responses across different levels of biological organisation, as well as the co-occurrence and interaction of various abiotic and biological stressors. Further, a possible intraspecific variability in the indicator organism T. fluviatilis has to be included in the monitoring strategies and ecological assessment of the anthropogenically degraded River Rhine system.
Eine qualitative Untersuchung von Videodaten anhand eines speziell entwickelten Feinanalyseinstruments zeigte, welche Grundbedingungen und Zusammenhänge im Theaterspielen mit Menschen mit Demenz relevant sind. Auf Basis des Erweiterten Listening Guide (ELG) konnten ästhetische Momente in den theaterpädagogischen Interventionen des Forschungsprojekts TiP.De - Theater in der Pflege von Menschen mit Demenz erfasst werden. Ästhetische Momente im Theaterspielen lassen sich als Phänomene der Wahrnehmung beschreiben. Ihre Qualität zeigt sich an der Vielfalt der ausgelösten sinnlichen Empfindungen. Sie gelten als Zeichen für Resonanz im gemeinsamen Theaterspielen von Menschen mit Demenz, Spielleitung und Spielbegleitung. In einem Wechsel zwischen Theaterspielen und Nicht-Theaterspielen und im Agieren in asynchronen Zeitstrukturen entfalten sich neue Dimensionen theatralen Handelns. Grundbedingung für gelingendes Theaterspielen mit Menschen mit Demenz ist ihr Vermögen, implizites Wissen und Erfahrungen zu verkörpern und sich damit ihres präreflexiven Selbsts zu versichern. Improvisierendes Handeln, impulsive Äußerungen zum eigenen und zum Handeln anderer begünstigen die spielerischen Prozesse. Für Spielleitung und Spielbegleitung gilt es, eine gesteigerte Aufmerksamkeit auf körperliche Nähe und nonverbale Ausdrucksweisen zu legen. Affirmationen und Lachen sind in diesem Kontext als Verständigungsformen über Fiktion und Realität des Theaterspielens anzusehen.