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PHKA kompakt 2020/21
(2021)
Das Akademische Jahr 2020/2021 war erneut durch die Corona-Pandemie geprägt. Videokonferenzen und digitale Lehre bestimmten den Arbeits- und Studienalltag.
Immer wieder musste sich die Hochschule innerhalb kürzester Zeit auf neue rechtliche Vorgaben einstellen. Angesichts der Herausforderungen und des Arbeitsaufwands, die mit der Bewältigung dieser Krisensituation verbunden waren, ist es umso bedeutsamer, dass die Pädagogische Hochschule Karlsruhe in dieser Zeit wichtige Weichen für die Zukunft stellen und zentrale Ziele verwirklichen konnte.
Sich in eine andere Welt hineinversetzen, alles um sich herum vergessen, Abenteuer erleben und neue Entdeckungen machen – das alles sind Erfahrungen, die Kinder in Vorlesesituationen machen können und die dazu führen, dass sie das Vorlesen mit Wohlbefinden, Geborgenheit und Genuss assoziieren. Besonders lernförderlich sind diese Vorlesesituationen, wenn die Kinder die Möglichkeit haben, ihre Erfahrungen, Entdeckungen, Gefühle und Fragen in einem gemeinsamen Dialog einzubringen. Es herrscht Konsens darüber, dass diese dialogischen Vorlesesituationen von Relevanz für die Leseentwicklung der Kinder sind.
Zwei der wichtigsten Sozialisationsinstanzen stellen die Familie und die Schule dar.
Insbesondere in der Familie machen die Kinder sehr unterschiedliche Erfahrungen bezüglich des Vorlesens. Vielen Kindern wird nicht bzw. nicht ausreichend vorgelesen. Auch in der Vorlesegestaltung gibt es sehr starke Differenzen. Der Anfangsunterricht muss an diese heterogenen vorschulischen Erfahrungen anknüpfen und (dialogische) Vorleseerfahrungen für die Schülerinnen und Schüler ermöglichen, die zuvor keine machen konnten. So wird Chancengleichheit angebahnt.
Eine Möglichkeit, im Anfangsunterricht an die Lesesozialisation der Kinder anzuknüpfen, stellt das schulische Vorlesegespräch dar. Dieses ist durch seine dialogischen Einschübe an familiäre Vorlesesituationen angelehnt und kann daher insbesondere für Kinder mit einer mangelhaften familiären Lesesozialisation gewinnbringend sein.
Die vorliegende Arbeit betrachtet das Vorlesegespräch im Anfangsunterricht als Fördermöglichkeit für Kinder mit einer mangelhaften familiären Lesesozialisation und zeigt die daraus resultierenden Kompetenzen auf.
Essstörungen und Geschlecht
(2021)
Die Wahrscheinlichkeit, eine Essstörung zu entwickeln, unterscheidet sich stark je nach der Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung einer Person. Dies deutet darauf hin, dass Geschlecht eine große Relevanz für Essstörungen besitzt, welche durch psychologische Modellvorstellungen von Essstörungen bisher unzureichend erklärt werden kann. Durch den Einbezug von Erkenntnissen aus der feministischen Theorie und Geschlechterforschung in den theoretischen Hintergrund dieser Arbeit wird es möglich, Geschlecht als komplexes Konstrukt zu fassen, welches körperliche, psychologische, soziale und kulturelle Aspekte integriert, und dieses Konstrukt für die Erweiterung des Verständnisses von Essstörungen fruchtbar zu machen. Das empirische Vorgehen folgte der Methodologie der Grounded Theory. Es wurden 14 narrative Interviews mit ehemals von Anorexie oder Bulimie betroffenen Personen geführt, ausgewertet und zu einem theoretischen Modell integriert. Die Ergebnisse zeigen, dass an Geschlecht und Sexualität geknüpfte Erfahrungen, Erlebensweisen und Auseinandersetzungsprozesse auf unterschiedliche Weise den Selbst- und Körperbezug der betroffenen Personen kennzeichnen und sowohl für die Entwicklung der Essstörung als auch für positive Veränderungsprozesse relevant sind. Der Fokus liegt dabei auf normativen Konstruktionen von Weiblichkeit und auf geschlechtlicher Diversität. Die Ergebnisse bieten wichtige Implikationen sowohl für ätiologische als auch für therapeutische Modelle.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es herauszufinden, ob und inwieweit sich ehrenamtlich Tätige im Rahmen ihres Ehrenamts bei der Initiative foodsharing weiterbilden und welche Kompetenzen sie während der Durchführung des Ehrenamts erwerben. Daraus resultiert die folgende Forschungsfrage: Welche Lern- und Bildungserfahrungen machen ehrenamtlich Tätige bei ihrem Engagement in der Initiative foodsharing und welche Auswirkungen haben diese Bildungserfahrungen auf die Ehrenamtlichen?
Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde eine qualitative Studie anhand von Leitfadeninterviews mit ehrenamtlich Engagierten durchgeführt. Die erhobenen Daten wurden transkribiert und mithilfe der Grounded Theory analysiert. Die aus den Interviews herausgearbeiteten Bildungserfahrungen und Kompetenzen wurden zur Interpretation mit theoretischen Grundlagen, wie beispielsweise der transformatorischen Bildungstheorie nach Hans-Christoph Koller, in Relation gesetzt.
Als Forschungsergebnisse konnten zum einen die Kompetenzen, die die Ehrenamtlichen durch ihr Engagement erlangt haben, herausgearbeitet und nach Kompetenztypen sortiert werden. Zum anderen zeigte sich, dass die Bildungserfahrungen aus informellen Lernkontexten, wie der des Ehrenamts, einen nachhaltigen Einfluss auf das Leben der Engagierten haben und zu deren Erweiterung des Erfahrungshorizonts führen. Ergänzend konnte in Zusammenhang mit der transformatorischen Bildungstheorie nachgewiesen werden, dass Bildungsprozesse nicht nur durch den Einfluss von Negativität entstehen, sondern auch aus einem positiven Kontext heraus resultieren können.
Fassadenbegrünungen in Innenstädten – Handlungsansätze für Karlsruhe im internationalen Vergleich
(2021)
Die Karlsruher Innenstadt stellt regelmäßig einen Hitze-Hotspot dar und hat zugleich ein großes Potenzial für eine stärkere Nutzung von Fassadenbegrünungen. Diese tragen besonders in dicht bebauten Gebieten zur Hitzeminderung, Biodiversitätsförderung und Umweltgerechtigkeit bei. Aus diesem Grund wurden in dieser Arbeit neue Handlungsansätze für die Karlsruher Innenstadt erfasst, um Fassadenbegrünungen effizient fördern zu können. Hierfür wurden Interviews mit Expert*innen aus Karlsruhe, Deutschland und dem internationalen Raum geführt. Anhand von Literaturrecherchen wurden zudem Maßnahmen und Vorgehensweisen aus Wien, Paris, Zürich, Singapur und Melbourne zusammengetragen. Obwohl in Karlsruhe die Verwendung von Fassadenbegrünungen bereits in mehreren Stadtentwicklungsplänen und -strategien enthalten ist, werden aufgrund einer geringen Einbeziehung von Bewohner*innen und Eigentümer*innen der Bestandsgebäude sowie einer geringen Finanzierung des Grünflächenamtes, nur wenige Fassaden in der Innenstadt begrünt. Um Fassadenbegrünungen effektiver zu fördern, wurde von den Expert*innen aus Deutschland eine fachliche Begleitung in der Planung, Umsetzung und Pflege von Fassadenbegrünungen genannt. Zudem müssen der qualitative Nutzen und die Anwendungsmöglichkeiten konstant und groß vermarktet werden. Hierfür bieten sich vor allem Best-Practice-Beispiele sowie die Begrünung von kommunalen Gebäuden an. Diese und weitere Handlungsschritte wurden in Wien, Paris, Zürich, Singapur und Melbourne bereits erfolgreich umgesetzt. Obwohl in jedem Land andere strukturelle Rahmen- und Klimabedingungen vorherrschen, könnten demnach viele Handlungsansätze auch in Deutschland übernommen werden.