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Wünsche
(2020)
Mit den hier zu einer kumulativen Dissertationsschrift zusammengestellten Aufsätzen soll ein erweitertes Konzept "sprachlich-literarischer Bildung" konkretisiert und theoretisch begründet werden, das nicht einseitig auf literarhistorisches Bildungswissen und die Analyse und Interpretation literarischer Texte fokussiert ist. Bei der theoretischen Begründung beziehe ich mich vor allem auf die Sprachphilosophie, Bildungstheorie und Anthropologie Wilhelm von Humboldts und deren Relektüre und Aktualisierung durch Eugenio Coseriu (1994), den Deutschdidaktiker Hubert Ivo (1999) und den Romanisten Jürgen Trabant (2008; 2012). Im Kern steht dabei die Auffassung, dass der Bildungswert der Literatur in ihrer spezifischen Sprachlichkeit liegt. Literatur wird nicht als abweichend vom "normalen" Sprachgebrauch gedacht, sondern als "Ort der Entfaltung der funktionellen Vollkommenheit der Sprache" (Coseriu 1994, S. 148). Vor allem durch Literatur lassen sich deshalb die Individualität, die Vielfalt der Sprache und die "Freiheit des poetischen Sprechens" (Trabant 2008, S. 276 ff.) produktiv und rezeptiv erfahren. Beim Lesen, Schreiben, Sprechen und Hören von Literatur kann mit Sprachnormen gespielt, können Sprachnormen individuell angeeignet, überschritten oder neu gesetzt werden. Dies ist ein wesentliches Element sprachlicher Bildung durch Literatur und stellt eine wichtige Ergänzung bzw. ein Korrektiv zu einem einseitig pragmatischen, instrumentellen und an vorgegebenen Normen orientierten Sprachgebrauch dar.
Mit dem erweiterten Konzept "sprachlich-literarischer Bildung" leiste ich einen Beitrag zur fachdidaktischen Gegenstandskonstitution. Fachdidaktik muss ihre Gegenstände immer auch theoriegeleitet bestimmen und sich dabei an unterschiedlichen Bezugstheorien orientieren. Die Literaturdidaktik kann sich beispielsweise eher an "Abweichungstheorien" orientieren, die vom russischen Formalismus geprägt sind, oder aber an Literaturtheorien im Sinne von Coseriu und Trabant, die im romantischen Sprachdenken ihren Ausgangspunkt haben. Dies ist eine normative Grundentscheidung, bei der ein wichtiges Argument für die Orientierung an Coseriu, Trabant und dem Sprachdenken in dieser Tradition ist, dass sie stärker im Einklang mit dem humanistischen Bildungsbegriff stehen, der auch maßgeblich von Humboldt mitbestimmt ist.
Ein solcher "Denkrahmen" übt auch einen wesentlichen Einfluss auf didaktisch fundierte Unterrichtskonzepte aus. Das von Gerhard Härle und mir konzipierte "Heidelberger Modell des Literarischen Unterrichtsgesprächs" (Härle / Steinbrenner 2004) fußt ebenfalls auf der Hermeneutik und Sprachtheorie Humboldts und Schleiermachers. Im Kern steht hier die Auffassung, dass die spezifische Sprachlichkeit der Literatur auch die Art und Weise beeinflusst, wie wir über Literatur sprechen, und dass genau dies (und weniger die 'Inhalte' der Texte und Gespräche) den Bildungswert literarischer Gespräche ausmacht. Hubert Ivo bezeichnet in diesem Sinn das "Reden über poetische Sprachwerke" als "ein Modell sprachverständiger Intersubjektivität" (Ivo 1994, S. 222). In meinen Arbeiten zum Literarischen Unterrichtsgespräch veranschauliche ich die praktische Umsetzung des "Heidelberger Modells" und zeige an konkreten Beispielen auf, wie bzw. in welchem Modus Lernende unterschiedlicher Alters- und Bildungsgruppen über literarische Texte nachdenken und sprechen.
Die vorliegenden ausgewählten Aufsätze gliedere ich in die beiden Themenbereiche "Sprachlich-literarische Bildung als Denkrahmen für die Deutschdidaktik" und "Das Literarische Unterrichtsgespräch", die eng miteinander zusammenhängen. Beide Themenbereiche werden zunächst in einem Überblick skizziert, dem dann eine Kurzcharakterisierung der einzelnen Aufsätze folgt, die im zweiten Teil der Dissertation als Reprographien erscheinen.
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage der Gendersensibilität von Schulbüchern für die zweite Klassenstufe. Die jüngste Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU 2016) zeigt signifikante Unterschiede in der Lesekompetenz von Jungen und Mädchen am Ende der vierten Klasse. Damit wird im Bereich des Lesenlernens das Ziel der Grundschule - der Erwerb vergleichbarer Kompetenzen von allen Schüler*innen - verfehlt. Da Schulbücher in Bezug auf den Erwerb der Lesekompetenz im Anfangsunterricht eine entscheidende Rolle spielen, ist es umso wichtiger, dass entsprechendes Material die unterschiedlichen Bedürfnisse von Jungen und Mädchen berücksichtigt. Somit untersucht die Bachelorarbeit die Bedeutung der Kategorie Geschlecht im schulischen Kontext und die geschlechtlichen Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen in Bezug auf das Lesenlernen. Aufbauend auf diese Erkenntnisse wurde eine Auswahl an Schulbüchern auf Kriterien gendersensibler Literatur analysiert, um herauszustellen, ob und inwiefern Deutschbücher gendersensibel sind.
Literarische Kompetenz
(2022)
Digitale Medien gehören für viele Schülerinnen und Schüler zum Alltag und dürfen daher auch im Literaturunterricht nicht unberücksichtigt bleiben. Doch wie kann das Potenzial digitaler Medien für den Literaturunterricht genutzt werden?
Die Autorin legt in einem ersten, theoretischen Teil das Konstrukt der literarischen Kompetenz sowie Qualitätsmerkmale guter Aufgaben dar und überträgt diese auf digitale Medien. Im zweiten, praktischen Teil wird anhand des Kurzfilms ‘Der Vogelschreck’ aufgezeigt, wie Teilaspekte der literarischen Kompetenz in einem digital orientierten Literaturunterricht erworben werden können.
Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler erzielen im Unterricht bereits überdurchschnittliche Leistungen. Daher könnte das Bild entstehen, dass eine gezielte Förderung nicht notwendig sei. Doch auch Leistungsstarke können ihre Potenziale ohne eine Förderung nicht voll ausschöpfen. Sie benötigen ebenfalls Anregungen und Unterstützung sowie eine herausfordernde Lernumgebung, um ihre Fähigkeiten entfalten und weiterentwickeln zu können.
Lehrpersonen haben die Aufgabe, jede Schülerin und jeden Schüler einer Klasse gemäß ihren oder seinen individuellen Fähigkeiten zu fördern. Zeitlich begrenzte Ressourcen sowie eine große Heterogenität innerhalb einer Grundschulklasse machen dies nur schwer möglich. Der Unterricht ist daher meist am mittleren Leistungsniveau der Kinder ausgerichtet. Gerade leistungsstarke Schülerinnen und Schüler erfahren dadurch oftmals nicht die Förderung, die ihnen zustehen würde (Christiani 2002, 6 ff.). Hinzu kommt, dass im Schulfach Deutsch bisher nur wenige Übungsformate und Methoden zur Förderung sprachlich leistungsstarker Kinder entwickelt wurden, auf die Lehrpersonen zurückgreifen könnten (Ganser & Mayr 2007, 5).
In den letzten Jahren ist in diesem Bereich allerdings eine Veränderung wahrzunehmen. Die Förderung leistungsstarker Schülerinnen und Schüler findet sowohl in der Forschung als auch in der Schulpraxis zunehmend Beachtung. So werden beispielsweise Förderkonzepte in dem bundesweiten Projekt Leistung macht Schule erstellt und empirisch erforscht. Des Weiteren erscheinen zunehmend mehr Bücher mit Aufgabenformaten.
Im Rahmen dieser Arbeit sollen bereits vorhandene Aufgaben sowie Methoden zur Förderung sprachlich leistungsstarker Schülerinnen und Schüler der Grundschule im Bereich des Schreibens präsentiert und teilweise abgewandelt werden. Zunächst wird in einem Theorieteil „Leistungsstärke“ definiert und eine Annäherung an das „Schreiben“ als eine komplexe Handlung sowie an „Schreibkompetenz“ vorgenommen. Außerdem werden zwei Modelle zum Schreibprozess vorgestellt, welche beide versuchen, dieses Konstrukt in seiner Vielschichtigkeit darzustellen. Anhand zweier Modelle zur Schreibentwicklung wird der langwierige Prozess zur Entfaltung von Schreibkompetenz erläutert. An den theoretischen Hintergrund schließt sich die Analyse dreier Texte sprachlich leistungsstarker Kinder der dritten Klasse an. Zunächst werden Vorgehen und Analysekriterien beschrieben, danach folgt die Textanalyse. Im Rahmen dieser sollen mögliche Förderbereiche herausgefunden werden. Ausgehend davon werden Fördermöglichkeiten für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler im Deutschunterricht der Grundschule im Bereich des Schreibens vorgestellt.
Diese Arbeit untersucht die Online-Kommunikation Jugendlicher im sozialen Netzwerk SchülerVZ. Der Fokus liegt auf der Gestaltung ihrer sozialen Beziehungen in der schriftlichen Kommunikation. Zudem wird ein mehrdimensionales Modell zur Beschreibung von Online-Kommunikationskompetenz entwickelt und mit Beispielen konkretisiert.
Der theoretische Teil der Arbeit (Kapitel 1-4) beinhaltet die Darstellung der Adoleszenzphase der untersuchten Fokusgruppe (Schüler im Alter von 12-13 Jahren), um ihren Entwicklungsstand einordnen zu können. Ebenso wird in diesem Kapitel die aktuelle Forschung zur Online-Kommunikation beleuchtet und zusammengefasst, insbesondere empirische Arbeiten stehen hierbei im Vordergrund. Das Kapitel 3 thematisiert dezidiert die sozialen Netzwerke. Neben der Begriffsbestimmung wird die Entwicklung der verschiedenen Netzwerke in Deutschland anhand ihres chronologischen Auftretens beschrieben. Mit der Darstellung des Aufbaus und der Funktionen des SchülerVZs schließt dieses Kapitel. Das folgende Kapitel skizziert das methodische und theoretische Gerüst der Arbeit. Dabei wird auf verschiedene Ansätze der Gesprächsforschung, wie die Ethnografische Gesprächsanalyse und die Interaktionale Stilistik, zurückgegriffen, die auf die Besonderheiten der Online-Kommunikation adaptiert werden. Schwerpunkte sind dabei die Aspekte der Prozesshaftigkeit und der Interaktion. Hierdurch kann interaktionale Online-Kommunikation adäquat beschrieben werden. Zur Analyse des Begriffs der Höflichkeit in der Online-Kommunikation werden die Kategorien von Haferland und Paul verwendet. Ebenso werden Goffmans Überlegungen zum Face-Work-Konzept mit einbezogen. Das fünfte Kapitel thematisiert das Korpus sowie die ethischen und rechtlichen Aspekte der Aufzeichnungen. Kapitel 6 stellt kommunikative Handlungen der Jugendlichen vor, die der Pflege und Aufrechterhaltung der Online-Kommunikation – und letztendlich der Beziehung der Beteiligten – dienen. Es wird dabei beschrieben, wie die Jugendlichen sprachliche und nicht-sprachliche Elemente sowie typische sprachliche Handlungen verwenden, um höflich miteinander umzugehen. Dies können nicht nur Texte, sondern auch multimediale Inhalte, wie Emoticons oder Videos, sein. Weiter wird erläutert, wie Konflikte in der Online-Kommunikation entstehen können und welche Strategien die Jugendlichen anwenden, um diese wieder zu normalisieren. Im mediendidaktischen Teil wird ein mehrdimensionales Modell zur Online-Kommunikationskompetenz entwickelt, das auf der Verbindung zwischen Schreib- und Gesprächskompetenz basiert. Die einzelnen Schnittebenen werden zudem anhand verschiedener Kompetenzniveaus konkretisiert. Die Arbeit vereinigt somit sprachwissenschaftliche Analysen mit mediendidaktischen Überlegungen.
Hochbegabung und Deutschunterricht ist ein junges Forschungsgebiet. Der vorliegende Text beschäftigt sich wissenschaftlich mit verschiedenen Perspektiven zum Thema. Im Zentrum stehen sprachlich hochbegabte Lernende, die adäquat gefördert werden wollen. Dazu braucht es Lehrkräfte, die diagnostizieren und adaptiv fördern können, sowie schulische Strukturen, die eine solche Förderung ermöglichen. Bildungspolitische Dokumente schaffen die Rahmenbedingungen, um Schulentwicklung nachhaltig zu verankern und voranzutreiben. Das deutsche Projekt Leistung macht Schule (LemaS), auf das verschiedentlich Bezug genommen wird, hat die Förderung leistungsstarker und potenziell besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler, auch im sprachlichen Bereich, zum Ziel. In der vorliegenden Arbeit wird an verschiedenen, vor allem schweizerischen Beispielen im Kontext von Hochbegabung und Deutschunterricht gezeigt, wie vielfältig und zukunftsorientiert sprachliche Begabungs- und Begabtenförderung ist. Die sprachliche Kompetenzförderung trägt dazu bei, dass sprachlich hochbegabte Lernende von heute in der Gesellschaft von morgen einen wichtigen Beitrag zur kreativen Lösung von komplexen Problemen leisten können.
Die ersten Kapitel werden die Leserin in die Welt des Untersuchungsgegenstandes einweihen. In Kapitel 2 wird eine Begriffsbestimmung vorgenommen. Dabei nähert sich der Autor dem vielschichtigen Phänomen Gangsta-Rap aus verschiedenen Richtungen und beschreibt es aus der Sicht unterschiedlicher Fachbereiche.
Kapitel 3 geht der Entstehungsgeschichte des Rap beziehungsweise des Hip-Hops im Allgemeinen auf den Grund. Es wird aufgezeigt, wie und unter welchen Bedingungen sich der heutige deutsche Gangsta-Rap entwickelt hat.
In Kapitel 4 wird diskutiert, welchen Stellenwert der gegenwärtige Gangsta-Rap in Deutschland hat. Der Autor beschreibt die Szene und den gesellschaftlichen Diskurs, der über das Genre geführt wird.
Die beiden folgenden Kapitel sind das eigentliche Herzstück der Arbeit. In Kapitel 5 wird der Gegenstand selbst genau unter die Lupe genommen. Seine Eigenschaften werden mit dem Ziel beschrieben, die Rezeptionsmöglichkeiten, die Rap-Songs bieten, aufzuzeigen. Anschließend werden zwei ausgesuchte Songtexte sowie weitere ausgewählte Verse hinsichtlich ihrer sprachlichen Umsetzung hin analysiert.
In Kapitel 6 werden mittels einer eigens durchgeführten Erhebung die Rezeptionsgewohnheiten von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I erkundet. Die Ergebnisse der Untersuchung werden dargestellt sowie unter gesellschaftlichen, literarischen und schulischen Aspekten bewertet.
Unter Berücksichtigung der zuvor gewonnenen Erkenntnisse diskutiert der Autor in Kapitel 7, ob und unter welchen Bedingungen Rap-Songs in den Deutschunterricht Eingang finden sollten. In Kapitel 8 fasst der Verfasser die Ergebnisse der Arbeit zusammen.
Algorithmen im Alltag
(2020)