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In der vorliegenden Arbeit wurde der Entwurf eines Curriculums für den islamischen Religionsunterricht an den Al-Azhar Grundschulen ins Deutsche aus dem Arabischen teilweise übersetzt und kommentiert. Dabei wurden neue Ansätze sowie vorhandene Mängel im Curriculum bzw. in der islamischen Religionspädagogik in Ägypten hervorgehoben. Anhand der Untersuchung wurde eine Informationsbasis für den deutschsprachigen Raum auf dem Gebiet des islamischen Religionsunterrichts an den Grundschulen zugänglich gemacht. Ferner wurde ein Versuchsentwurf in Form eines Curriculums für den islamischen Religionsunterricht an den deutschen Grundschulen vorgestellt.
Einleitung Angesichts alarmierender Zahlen zum Gesundheitszustand von Kindern (vgl. z.B. KiGGS-Studie) wird eine „Neue Morbidität“ postuliert. So ist eine seit den 1950er Jahren beobachtbare Verschiebung des Krankheitsspektrums von akuten zu chronifizierten Erkrankungen feststellbar. Die hier vorgestellte Studie intendiert, Kindern Schlüsselqualifikationen im Umgang mit der eigenen Gesundheit zu vermitteln. Konkret sollen die Wirkungen eines protektiven Verhaltenstrainings im Handlungsfeld „Entspannungsfähigkeiten und -fertigkeiten“ überprüft werden. Methode Die explorative Interventionsstudie (N=946) mit quasi-experimentellem Untersuchungsaufbau, Pre-Posttest-Design und Kontrollgruppe wurde von Juni 2011 bis Oktober 2012 an 34 Kindertageseinrichtungen realisiert. Mit der Treatmentgruppe (TG: n=411) wurde über einen Zeitraum von drei Wochen ein systematisches Entspannungstraining mit insgesamt jeweils sechs Teilprogrammen zu Autogenem Training (n=143), Eutonie (n=10), Massage (n=10), Qigong (n=10), Progressiver Muskelrelaxation (n=116) und Yoga (n=122) durchgeführt; die Kontrollgruppe (KG: n=20) erhielt kein Training. Das Untersuchungsdesign basiert auf verschiedenen Perspektiven – Kinder (n=431)-, Eltern (n=431)- und Expertenansicht (n=84) – und aus den drei methodischen Zugängen (Befragungsmethoden, Projektives Verfahren und Psychophysiologie), um vergleichende Analysen vorzunehmen. Zum Testinstrumentarium: Die subjektive Befindlichkeit und Lebensqualität wurde u.a. mit standardisierten Interviews („Kindl-R“ - Ravens-Sieberer & Bullinger, 2003) erhoben, die Körperwahrnehmungsthematik über einen Körper-Selbstbild-Test (van de Vijfeijken, 2007). Mit Teilgruppen (n=80) wurden zudem psychophysiologische Parameter, wie z.B. Hautleitwert, Herzfrequenzvariabilität oder Muskeltonus, mit klinisch getesteten Biofeedbackgeräten („Nexus-10“) „pre-post“ erfasst. Ergebnisse und Diskussion Aus den Ergebnissen lässt sich ableiten, dass alle entwickelten und durchgeführten Entspannungsprogramme im Elementarbereich wirksam sind und somit signifikante gesundheitsförderliche Effekte für Kinder im Elementarbereich aufzuweisen können. Dies zeigen in erster Linie die objektiv gemessenen psychophysiologischen Ergebnisse der TG, denn elf der dreizehn eingesetzten Parametern (Elektrodermale Aktivität, Herzrate, Herzratenvariabilität, Atmung, Muskeltonus, BVP und Hauttemperatur) sind hypothesenkonform ausgerichtet, wie z.B. Hautleitwert (TP1: t(df=52)=1.945; p=.029; TP6: t(df=52)=1.989; p=.026) oder Muskeltonus (TP1: t(df=52)=6.018; p<.001; TP6: t(df=52)=4.918; p<.001). Des Weiteren können die Ergebnisse der KG zur Verifizie-rung der psychophysiologischen Treatmenteffekte beitragen. Mehrebenen- und Korrelationsanalysen, bei denen die drei methodischen Zugänge Befragungsmethoden, Projektive Verfahren und Psychophysiologie sowie die unterschiedlichen Perspektiven (Experten, Kinder und Eltern) angewandt wurden, machen deutlich, dass die erzielten psychophysiologischen Daten mit den drei Perspektiven größtenteils übereinstimmen. Perspektiven Die Ergebnisse bestätigen die Wirksamkeit der entwickelten Programme, allerdings nicht deren Nachhaltigkeit. Dies kann durch eine repräsentativ ausgerichtete Studie gewährleistet werden, in der Treatmentdauer und Stichprobengröße quantifiziert werden und das fachpädagogische Personal nach vorheriger Instruktion selbst die Programme, z.B. über eine mehrmonatige, tägliche Intervention, in den Kindertagesstätten durchführt. Mit endokrinologischen Untersuchungen (z.B. Salivetten) könnte auch in Bezug auf psychophysiologische Messungen repräsentative Fallzahlen erreicht werden.
Die empirische Arbeit untersucht die Validität von Projektarbeit (die einem Projektpädagogik-Ansatz folgt) in auswählten Französischklassen der Mittelstufe des öffentlichen griechischen Schulwesens. Es wird von der Annahme ausgegangen, dass der Lerner in der Projektklasse seine sprachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten qualitativ besser aufbauen kann als der in der Vergleichsklasse ohne Projektarbeit. Wir haben dabei quantitativ die Entwicklung der allgemeinen Sprachkompetenz in ihren verschiedenen Fertigkeiten zwischen den Testklassen (n = 102 Lerner) und den Vergleichsklassen (n = 94) verglichen. (Beide haben ein vergleichbares sozio-professionelles Profil.) Die Untersuchung lief über zwei Jahre. Sie wertete quantitativ (Sprachtests, Fragebögen zu den Repräsentationen) und qualitativ (Interviews) aus. Die subjektiven Daten (Fragebögen, Interviews) wurden mit den objektiven Ergebnissen korreliert. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Projektpädagogik auswählten Französischklassen der Mittelstufe des öffentlichen griechischen Schulwesens bessere Ergebnisse im kognitiven, als auch im sozio-affektiven Bereich zeitigt als in den Vergleichsklassen. So sind die mündlichen Fertigkeiten der Lerner der Projektklassen signifikativ höher als die der Vergleichsklassen. Die schriftliche Fertigkeiten sind nicht signifikativ höher als die der Vergleichsklassen. Das Interesse für den Unterrichts ist in den Versuchsklassen signifikativ höher. Dies betrifft auch die persönlichkeitsbezogene Kompetenz und die Sozialkompetenz: gegenseitiges Helfen, Kreativität, Verantwortungsbewusstsein und das Selbstvertrauen. Diese Ergebnisse spiegeln die (bisher kaum empirisch fundierte) Diskussion in der Fachwissenschaft wieder, abgesehen von einigen, nicht nachgewiesenen Einschränkungen zu besseren kognitiven Leistungen im Rahmen der Projektpädagogik. Durdch den verstärkten Einsatz neuer Technologien, aber auch durch die neuen Rahmenbedingungen, die durch den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen bereitgestellt werden, ist anzunehmen, dass sich die Projektpädagogik im Fremdsprachenunterricht (nicht nur in Griechenland) weiter entwickeln wird. Unsere Untersuchung versteht sich als einen Baustein in dieser Entwicklung.
Les recherches sur l'apprentissage informel de l'anglais en ligne (AIAL) étudient la manière dont des locuteurs non natifs de l’anglais participent aux activités de loisir sur Internet en langue étrangère et les implications que ces interactions peuvent avoir pour le développement de la langue étrangère. Cette thèse a pour objectif d’examiner l’envergure de ces pratiques et d’analyser le développement langagier des apprenants en termes de complexité, précision, aisance à communiquer et chunks. 953 étudiants français et allemands ont renseigné un questionnaire d’environ 60 questions sur leurs pratiques informelles en ligne en anglais. Les résultats montrent des habitudes similaires entres les deux cohortes, une préférence pour les activités de compréhension plutôt que de production, des taux bas d’apprentissage explicite et des raisons de participer liées au contenu des activités plutôt qu’à la langue. Ensuite deux études de cas ont été réalisées sur 10 mois. Des données orales et écrites ont été analysées. Les résultats indiquent que chaque apprenant possède son propre profil AIAL et que les trajectoires de développement sont individuelles et non linéaires.
Das Konzept Literature und Language Awareness (LitLA) verbindet literarisches und sprachliches Lernen in einem migrationsgesellschaftlich perspektivierten Literaturunterricht (vgl. Rösch 2021). Als Lernmedien stehen hierbei literarische Werke im Zentrum, die Migrationsmehrsprachigkeit poetisch gestalten. Das LitLA-Konzept richtet sich explizit an alle Lernenden, unabhängig von ihren jeweiligen spracherwerbsspezifischen Voraussetzungen.
Die hier vorliegende Dissertationsschrift beschreibt erste empirisch fundierte Ergebnisse zu Röschs LitLA-Konzeption, welche anhand einer fachdidaktischen Entwicklungsforschungsstudie gewonnen wurden. Der Schwerpunkt des DBR-Projekts liegt auf der theoretischen und empirischen Spezifizierung und Strukturierung von LitLA als Lerngegenstand. Dabei steht ein migrationsmehrsprachiger Jugendroman als Lernmedium im Zentrum. Es handelt sich um den 2018 in der deutschen Übersetzung von Cordula Setsman erschienenen Text Nicu & Jess des britischen Autor:innenteams Sarah Crossan und Brian Conaghan. Der in freier Versform gestaltete Roman erzählt die Geschichte der Begegnung, Annäherung und unfreiwillig kurzen Liebesbeziehung der beiden fünfzehnjährigen Hauptfiguren. Auf literatursprachlicher Ebene bricht vor allem die Figurensprache Nicus mit Leseerwartungen. Denn seine durchgehend als Lerner:innenvarietät, mit einzelnen rumänischsprachigen Einschüben gestaltete Ausdrucksweise prägt als Erscheinungsform literarischer Migrationsmehrsprachigkeit den Gesamttext deutlich.
In einem explorativen zweitteiligen Design-Experiment setzten sich neunzehn Lernende (9./10. Klassenstufe der nicht-gymnasialen Sekundarstufe) mit der ästhetischen Wirkung der literischen Migrationsmehrsprachigkeit im Text auseinander. Neben sprachlich-literarischen Präkonzepten im Rahmen der Erstbegegnung mit der Sprache der Figur Nicus wurden individuelle Lernwege entlang des im Rahmen der Studie theoriebasiert strukturierten LitLA-Lernpfads untersucht. Forschungs- und Entwicklungsprodukte sind u.a. der anhand der empirischen Daten modifzierte werkspezifische LitLA-Lernpfad sowie ein LitLA-Lernwegs-Diagramm, das Aufschluss über Verläufe und Gelingensbedingungen literarisch-sprachlicher Lernwegsmuster von Jugendlichen im Umgang mit einem mehrsprachigen Jugendroman gibt.
In Metaphern wird ein semantischer Bereich durch einen anderen strukturiert: GOTT IST VATER. Dabei ist die Differenzwahrung der beiden Bereiche zentral, denn Gott geht nicht im Vater-Sein auf. Die Strukturierung ist partiell.
Viele Metaphern, die in der Rede von Gott Verwendung finden, werden aufgrund des häufigen Gebrauchs (z.B. im Apostolicum) nicht mehr als Metaphern, sondern als Formeln gebraucht. Die im Rezeptionsprozess für eine Metapher zentrale Differenzwahrung weicht einer Identifikation der beiden Bereiche mit der Folge der Verwörtlichung. Dadurch ist bspw. die ursprüngliche Metapher JESUS CHRISTUS IST GOTTES SOHN zur Satzwahrheit erstarrt, die Jesus Christus Gottgleichheit zuspricht. Sprachliche und gedankliche Engführungen sind die Folge.
Vorliegende Arbeit plädiert dafür, die ursprüngliche Metaphorizität solcher häufig gebrauchten Metaphern mit den Methoden des Metaphorisierens wieder sichtbar zu machen, um Fraglichkeiten zurückzugewinnen und dadurch neue Denkmöglichkeiten zu schaffen. Damit ist eine Öffnung der Rede von Gott verbunden, weil nicht mehr hinterfragte Formeln auf den Prüfstand kommen: Was ist es, das uns sagen lässt, Jesus Christus sei der Sohn Gottes?
Offenheit in der Rezeption heißt aber nicht Beliebigkeit oder gar Relativismus. Denn vor dem Abgleiten schützen sowohl semiotische Theorien (v.a. Peirce und Eco) als auch Metaphertheorien (Lakoff/Johnson; Ricoeur u.a.). V.a. mit der Rezeption U. Ecos ist eine kulturtheoretische Perspektive übernommen, die eine qualifizierte Pluralität in Deutungsprozessen postuliert und die die Einsicht wachhält, dass sich auch die biblische Metaphorik kultureller Zuschreibungen verdankt.
Die Arbeit leistet einen Beitrag zur Pluralitätsfähigkeit (von Schüler*innen), weil in kulturtheoretischer Perspektive die Wahrheitsfrage von der Seinsebene auf die Kommunikationsebene verlagert wird und sich niemand mehr hinter Satzwahrheiten verstecken kann, die unhinterfragt gelten (nihil extra usum). Metaphern als Metaphern rezipiert – nicht als Formeln – fordern zu Fortbestimmung im Rezeptionsprozess anstelle von Bestimmtheiten, die Zweifel sistieren. Schüler*innen lernen, sich in der Unübersichtlichkeit möglicher Weltdeutungen begründet zu positionieren.
Pluralitätsfähigkeit ist bildungspolitisch gefordert und kann als antipopulistische Geisteshaltung skizziert werden. In einer Zeit, in der Populisten Aufwind haben, ist diese Kompetenz als unverzichtbar einzustufen.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung und ersten Evaluation von vier neuen Unterrichtskonzepten zum Thema Farbstoffe im Chemieunterricht. Dabei werden drei wichtige Ziele durch die Betonung ausgewählter chemie-didaktischer Aspekte verfolgt.
Ein Zusammenhang zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler wird über die Behandlung sogenannter Azofarbstoffe und deren Verwendung in Lebensmitteln und Textilien hergestellt.
Die Struktur der Konzeptionen, die auf größtenteils erstmalig erprobten Schulexperimenten aufbaut, ermöglicht eine praxisorientierte, selbstständige Erschließung der schulrelevanten Inhalte.
Und schließlich gestattet die Einbettung phänomenologischer Beobachtungen zur Hypothesenentwicklung den Schülerinnen und Schülern eine induktiv forschende Erschließung des Themenkomplexes.
Neben der elaborierten Vorstellung der Unterrichtskonzeptionen gibt die Arbeit einen groben Überblick über die theoretischen Hintergründe und stellt die Ergebnisse der empirischen Untersuchung im Rahmen der evaluierten Ersterprobung im Lernlabor „Make Science!“ dar.
Narrative Wege aus der Angst
(2021)
Die in dieser Arbeit präsentierte empirische Studie untersucht sprachliche Manifestationen der subjektiven Bewältigung traumatischer und hochbelastender Lebenserfahrungen anhand narrativer biographischer Interviews. Dabei stützt sie sich zum einen auf Theorien und Befunde der Traumaforschung sowie ausgewählte Aspekte von Bewältigungskonzepten. Zum anderen legt sie bewährte Elemente der Erzähltheorie und der narrativen Forschung im Rahmen des qualitativen Paradigmas zugrunde. Dazu gehören eine Definition des Erzählens als Grundform der Kommunikation, das Konzept der Narrativen Identität, der Begriff der narrativen Bewältigung sowie Ausführungen zur narrativen Interviewforschung einschließlich ausgewählter Beispiele.
Diese Dissertation geht der Frage nach, weshalb Norbert Elias und Pierre Bourdieu häufig in ähnlichen Kontexten zu Erklärungszwecken herangezogen werden. Dazu werden die Theorien von Norbert Elias und Pierre Bourdieu miteinander verglichen; hierbei werden Begriffe und Konzepte auf Ähnlichkeiten und Unterschiede hin untersucht. Ihre Methodologie zum Überwinden von Dichotomien wird ebenso analysiert. Ähnlichkeiten finden sich darüber hinaus in ihren Lebensläufen wieder. Diese werden in dieser Dissertation mit den Briefen verknüpft, die sie sich gegenseitig schrieben und die bislang noch unveröffentlicht waren. Weiter wird ein Ausblick gegeben, wie Konzepte miteinander verbunden werden könnten, um die Rezeption beider Soziologen in einem breiteren Spektrum voranzubringen.
Offenheit der Aufgabenstellung und Strukturiertheit des Unterrichtes im Technischen Gestalten
(2021)
Am Anfang dieser fachdidaktischen Dissertation steht die Frage nach qualitätsvollem Unterricht im Technischen Gestalten. Eine quantitative Studie untersucht die Effektivität von Unterrichtstypen, die sich bezüglich der Dimensionen Offenheitsgrad der Aufgabenstellung und Strukturiertheit des Unterrichts unterscheiden. Die Erhebungen, welche die Basis für die quantitative Studie bildet, erfolgte im Juni 2018 mit über tausend Lernenden in 116 Klassen (4. bis 9. Klassenstufe) und ihren Lehrpersonen in den Schweizer Kantonen Bern, Solothurn und Basel-Stadt.
Die Auswertung, die mit einer Latent Profile Analysis (LPA) erfolgte, machte drei Unterrichtstypen mit je einem spezifischen Profil sichtbar: Typ 1: enge Aufgabenstellung und mittelhohe Strukturiertheit des Unterrichtes; Typ 2: halboffene Aufgabenstellung und tiefe Strukturiertheit; Typ 3: offene Aufgabenstellung und hohe Strukturiertheit
Der Theorierahmen des Angebots-Nutzungs-Modells von Helmke (2009) bildet die Basis für die weiteren Auswertungsschritte. Eine multinominale logistische Regression zeigt, dass die Formen des Unterrichts von den Lehrpersonen nicht zufällig gewählt werden. Persönliche und professionelle Voraussetzungen führen zu ihrer Anwendung.
Eine Mehrebenenanalyse (MSEM, 2-1-1) macht zudem Zusammenhänge zwischen den Unterrichtstypen und den schulischen Einflussgrössen auf der Schülerinnen- und Schülerseite sichtbar. Diese sind sowohl auf individueller Ebene als auch auf Klassenebene feststellbar. Kognitive Aktivierung, Selbstbestimmungserleben und Anstrengungsbereitschaft, die als Mediatoren dienen, werden durch die Unterrichtstypen beeinflusst. Darüber hinaus wirken die Unterrichtstypen auch auf die Outcomes. Die Zusammenhänge zeigen sich bei der Motivation im Fach, der Selbstwirksamkeitsüberzeugung, der intrinsischen Motivation und selbst bei den Noten. Die Unterrichtstypen wirken sowohl direkt als auch indirekt über die Mediatoren auf die Outcomes. Alles in allem zeigt sich, dass ein Unterricht mit offenen Aufgabenstellungen und strukturiertem Vorgehen verschiedene Grössen auf Schülerinnen- und Schülerseite positiv beeinflussen kann.
Daneben können auch Zusammenhänge zwischen familiären oder persönlichen Merkmalen der Schülerinnen und Schüler und den Mediatoren bzw. Outcomes festgestellt werden.
Welchen Unterricht eine Lehrperson im Technischen Gestalten anbietet, spielt für die Qualität der Lernprozesse also eine entscheidende Rolle.
Phänomen Basteln
(2022)
Mit der Orientierung an der Leitfrage Was heißt Basteln? wurde in einer theoretischen Annäherung der zentrale Begriff der vorliegenden Untersuchung eingeordnet. In den Ausführungen zeigte sich eine Verwendung des Begriffs des Bastelns in vielfältigen Kontexten. Angeschlossen an dieses Resultat wurde herausgearbeitet, dass sich das Basteln als dehnbarer Begriff einer vollständigen bzw. eindeutigen Beschreibung entzieht und sich aus dieser Vielfalt heraus ein plurales Begriffsverständnis beschreiben lässt. In der Pluralität konnten übergreifende Gemeinsamkeiten gefunden werden, die eine Konturierung des Begriffs des Bastelns ermöglichten. Gefasst als begriffsbestimmende Merkmale nähern sich diese dem Basteln aus verschiedenen Perspektiven (Subjekt, Dilettantismus, Tätigkeit, Fundus) an und bilden eine Klammer um dessen vielfältige Ausprägungen. Sie tragen somit zu einem besseren Begriffsverständnis bei und bilden die Basis für die weitere Diskussion des selbstbestimmten Bastelns.
Die vorgestellte empirische Untersuchung mit der Orientierung an der zugrundeliegenden Forschungsfrage Was tut das Kind, wenn es selbstbestimmt bastelt? widmete sich in ihrer Anlage dem Phänomen des kindlichen selbstbestimmten Bastelns. Die methodenbasierte Studie leistet im Sinne der Grundlagenforschung einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis dieses Phänomens. Durch die Strukturierung des erhobenen Datenmaterials mittels einer qualitativen typenbildenden Inhaltsanalyse konnte die selbstbestimmte Basteltätigkeit in der Herausbildung zweier Typen näher spezifiziert werden: das selbstbestimmte Basteln lässt sich demnach als nachbildend oder als erfindend charakterisieren.
In einer Diskussion konnten durch die Verknüpfung der begriffsbestimmenden Merkmale aus der theoretischen Annäherung mit den zentralen Ergebnissen der empirischen Untersuchung Implikationen für den kunstpädagogischen Kontext abgeleitet werden. In der Darstellung der kunstpädagogischen Bedeutung wurden Determinanten eines gelingenden Umgangs mit dem selbstbestimmten Basteln in der institutionellen Praxis bestimmt.
Darüber hinaus wurde mit der Einordnung des selbstbestimmten Bastelns als Form kulturellen Lernens eine weitere kunstpädagogische Implikation herausgestellt. In dem hierin formulierten Lernverständnis deutet sich eine Metaebene an, die auf das allgemeinpädagogische Selbstverständnis ausstrahlt und das konkrete kunstpädagogische Handeln beeinflusst. Als weiterer Aspekt konnte hierbei ein mimetischer Prozess im selbstbestimmten Basteln identifiziert und im Hinblick auf die zwei herausgestellten Typen ausdifferenziert werden, wodurch folgerecht das selbstbestimmte Basteln als anthropologische Konstante eingeordnet werden konnte.
Das selbstbestimmte Basteln ist daher beides: kindliche Ausdrucksform im ästhetischen Handeln und Gestalten sowie anthropologische Konstante in dem sich zeigenden Lernprozess.
Plurilingual Approaches to Spatial Education – Perspectives of Primary Schools in the German Context
(2016)
‘Plurilingual Approaches to Spatial Education – Perspectives of Primary Schools in the German Context’ is a theory-based didactic study which centers on the role of migratory languages in primary geography education. Hereby, theories of space, concept development, and plurilingualism are discussed while migratory languages are recognized and actively applied in the content-based teaching of primary geography classes. A language-sensitive approach to plurilingual concept development processes is fostered in spatial education.
The paper can be divided into three parts: Firstly, established theories on space, language, and plurilingualism are constituted. Highlighting possible interlinkages, a symbiosis of the different fields is developed for the educational context. Secondly, a didactical model is derived in order to be able to apply theory guided discussions to daily educational practices. Thereby, the approach of Content and Language Integrated Learning (CLIL) is incorporated into the model. Subsequently, the newly generated didactic model is intensively discussed in all its complexity. In relationship to the model, an exemplary CLIL learning sequence is developed. Thirdly, this best-practice learning sequence is implemented in the field of primary school education in Germany. This process is accompanied by scientific research in order to gain insights into the concept development processes of eight-year-old learners. Here, development is understood as emergence rather then progression. Significant concept development processes as well as the core concept are retrieved through the application of the Grounded Theory Methodology (GTM). The paper closes with a critical discussion on the relevance of meaning-making processes in plurilingual spatial education and their prospects in the realm of geography didactics.
Key words: Space, Plurilingualism, Concept Development, CLIL, Grounded Theory Methodology, Plurilingual Spatial Education
Will man verstehen, was die Lebenswelten und Diskurse afrikanischer Gesellschaften derzeit prägt und wie sie gestaltet sind, so muss man sich auf Spurensuche begeben und Forschung betreiben, die den Dialog sucht, die sich also die Oralität zunutze macht. Hierzu nimmt die vorliegende Dissertationsschrift die Sammlung von sagenhaften Erzählungen von heute (sEh) für die Aufdeckung von Wirklichkeitsmodellen und gesellschaftlichen Diskursen in postkolonialen afrikanischen Gesellschaften in den Blick. Aufbauend auf den daraus gewonnenen Erkenntnissen und untermauert durch einen unterrichtspraktischen Teil wurde das Konzept der afropolitischen Literaturdidaktik entwickelt, das dem bislang germanozentrischen Aspekt des DaF-Unterrichts im afrikanischen Kontext durchbricht und afrikanische DaF-Lernende in den Vordergrund stellt sowie kulturelle Themen aus ihren Lebenswelten berücksichtigt. Darüber hinaus zeigt diese Dissertationsschrift, wie interdisziplinäres Vorgehen und damit auch wissenschaftliche Grenzgänge dazu beitragen, laufende gesellschaftliche Diskurse sowie darin verborgene Modelle von Wirklichkeit zu erforschen und aus diesen Ergebnissen wiederum bildungspolitische Anliegen formulieren zu können.
Seit dem Bildungsplan von 2004 sind Projekte fest im Bildungsplan verankert. Durch diese Möglichkeit, sollen die Selbstständigkeit und das selbstgesteuerte Lernen bei den Lernenden gefördert und entwickelt werden. In der vorliegenden Arbeit wird die Wirksamkeit der PROGRESS-Methode (PROjektGRuppen Entdecken Selbstverantwortlich und Selbstgesteuert – Traub, 2012), die dabei helfen soll, Projektunterricht schrittweise anzubahnen, untersucht.
In zwei eigens dafür konzipierten ein- und zweijährigen regionalen Lehrer:innenfortbildungen wurde die PROGRESS-Methode den Lehrpersonen an jeweils sieben Präsenztagen vermittelt. Beide Lehrer:innenfortbildungen wurden mit einem Mixed-Methods-Design evaluiert, um herauszufinden, inwiefern die PROGRESS-Methode selbstgesteuertes Lernen bei der Durchführung der Projektprüfung unterstützt. Dadurch konnte der Forschungsgegenstand aus unterschiedlichen Perspektiven – der Schüler:innen-, der Lehrer:innen- und der Beobachter:innenseite – beleuchtet werden.
Zur Erhebung der Schüler:innenperspektive wurde ein Fragebogen zum selbstgesteuerten Lernen eingesetzt. Qualitative Interviews wurden im Anschluss an die Prüfung mit ausgewählten Lernenden zum selbstgesteuerten Lernen und der Projektprüfung durchgeführt. Während der Vorbereitung und Durchführung der Projektprüfung wurden die Lernenden beobachtete, was mit Hilfe der MFB dokumentiert wurde. Die Lehrer:innenperspektive wurde mit Lehrer:innenfragebogen zum selbstgesteuerten Lernen und zum Projektunterricht erfasst. Um zu untersuchen, welche Lerninhalte im Unterricht umgesetzt worden sind, wurden diese mit PROGRESS-Tagebüchern erhoben und an jedem Präsenztag eine Gruppendiskussion zur Umsetzung der PROGRESS-Methode geführt. Ebenfalls wurden quantitativ Experteninterviews mit dem Lehrerinnentandem der Pilotklasse durchgeführt, um herauszufinden, welche Gründe die Lernenden dafür angeben, dass sie eine erfolgreiche Projektprüfung abgelegt haben.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es den Lernenden mitunter schwerfällt, sich in Bezug auf das selbstgesteuerte Lernen selbst realistisch einzuschätzen. Im Lernprozess kommt es mitunter zu Stagnationen. Die Pilotklasse verzeichnet in Kombination mit einer erfolgreichen Projektprüfung einen Lernzuwachs. Eine SCHILF zur PROGRESS-Methode in Kombination mit Lerncoaching wäre eine gute Basis für eine praktikable Zukunftsvision des Projektunterrichts an Schulen.
Was ist Elternschaft? Die Begriffskonzepte ‚Eltern‘ und ‚Elternschaft‘ erscheinen klar und selbsterklärend. Doch dies verdeckt ihre sozialhistorische Prägung und normative Aufladung, wie die interdisziplinäre Untersuchung von Begriffen, Wissensgrundlagen und nationaler Rahmung zeigt.
Der sozialhistorische Wandel von Elternschaft lässt sich am Beispiel Deutschlands nachvollziehen. In den gut zwei Jahrhunderten moderner deutscher Nationsbildung verändert sich Elternschaft grundlegend, wie über die ausgewählten sechs Themenachsen deutlich wird:
1. Formierung als Nationsfamilie,
2. Bevölkerungsentwicklung,
3. Wandlung von Abstammungskonzepten,
4. Ordnung der Arbeit der Wirtschaftsnation in Beruf und Familie,
5. Übergang von der Elternzentrierung zur Kindzentrierung,
6. Veränderung gesellschaftlicher Ehr- und Schamstandards bezüglich der Elternposition.
Auf Basis der Untersuchungsergebnisse wird abschließend ein prozess-soziologisches Grundlagenkonzept entwickelt: Es beschreibt Elternschaft als unverzichtbaren Kernprozess gesellschaftlicher Generativität. Dieser wird unter dem Wandlungsdruck der Beziehungsgeflechte und Machtdynamiken mitgeformt, so dass sich Kanons, Ideale und Habitus der Elternschaft verändern.
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Problem des Rassismus in der Pädagogik als Wissenschaft und Praxis. Der bildungstheoretische Ausgangspunkt ist die Auseinandersetzung mit kritischer Bildungstheorie einerseits und postkolonialen Analysen andererseits. Aus beiden Perspektiven wird versucht, Ansatzpunkte für eine widersprüchliche Bildungskonzeption im Kontext von Globalisierung und Migration zu entwickeln. Im ersten Kapitel geht die Arbeit auf kritische Bewegungen in der Pädagogik ein. Zunächst reflektiert sie das sich an der frühen Kritischen Theorie orientierende Bildungsverständnis und den der Kritischen Bildungstheorie zugrunde liegenden Bildungsbegriff im "Widerspruch von Unterwerfung und Befreiung". Aus der Perspektive der Rassismusanalyse wird dabei jedoch auf die blinden Flecken im Bildungsbegriff kritischer Bildung hingewiesen, wenn Bildung unmarkiert und universal bestimmt wird. Im zweiten Teil der Arbeit wird die Ausblendung der Rassismusdimension in der Geschichtserzählung der deutschsprachigen Pädagogik problematisiert. Dabei wird dem Verhältnis von Aufklärung und Kolonialismus besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Im dritten Kapitel skizziert die Arbeit den gegenwärtigen normalisierten Rassismus und diskutiert dessen Bedeutung für eine Pädagogik, die Kritik als konstitutiv für sich beansprucht. Dabei wird an die Theorie der Critical Whiteness Studies angeknüpft, die die Notwendigkeit, eine Position strukturell verankerter Privilegien zu markieren und die eigene Verortung jeder Rassismuskritik zu thematisieren, hervorhebt. Im vierten und fünften Kapitel wird dem Widerspruch von Bildung und Gleichheit durch die Auseinandersetzung mit rassismuskritischen und antirassistischen Bildungskonzepten nachgegangen und dabei werden Grenzen und Möglichkeiten der Beanspruchung von Solidarität und Vielfalt aufgezeigt. Zu erkennen ist insbesondere die Problematisierung des Verhältnisses von Anspruch auf Gleichheit mit Differenz und Stabilisierung von Ungleichheit durch ihre Vereinnahmungen und Ausblendung von Differenz. Im Bezug auf das Spannungsverhältnis von Dekonstruktion und Emanzipation wird aus postkolonialer Sicht für eine selbstkritische Praxis plädiert, die immer wieder ihre eigenen Marginalisierungsprozesse hinterfragt und das "Selbst" im Verhältnis zu den "Anderen" relativiert, wobei gleichzeitig am Anspruch auf Emanzipation festgehalten wird. Im sechsten Kapitel stellt die Arbeit abschließend eine konfliktorientierte Theorie und Praxis als Zugang für den rassismuskritischen pädagogischen Umgang mit Rassismus dar, der ermöglicht, die eigenen Positionierungen und Sichtweisen mit der Perspektive anderer zu konfrontieren und die eigene Involviertheit in hegemoniale Strukturen zu reflektieren.
Um zeitgenössisch als relevant erachtete Konzepte mit eigenen Argumenten zu versehen, beteiligen sich wissenschaftliche Disziplinen an öffentlich geführten Diskursen. So auch die Bildungswissenschaft und (ihre Teildisziplin) Frühpädagogik, die auf der Suche nach Lösungen für gesellschaftliche Probleme unserer Zeit moderne Paradigmen an eigene Grundgedanken, wie z.B. Bildung, Entwicklung und/oder Förderung, binden. Korrelationen dieser Art legen diverse Handhabungen von Resilienz offen, welche diskursanalytisch mit Geltung für beide Fachbereiche geordnet und beschrieben werden können. Zum Ausdruck gebracht wird damit eine multivalente, polyreferentielle und schwer fassbare Kategorie, die sich – wie Bildung – der Stärkung von Menschen durch eine Anregung zur gelingenden Lebensgestaltung mit Beachtung der umgebenden Welt widmet, eine Bereitschaft zur bewussten Handlung und Wandlung impliziert und sich bestenfalls als Effekt einer solidarischen Anstrengung (i.S.v. positiver Wechselwirkung individueller Möglichkeiten und ökosystemischer Angebote) zeigt. Durch eine Zusammenführung und kontextuelle Einordnung ihrer zahlreichen Variablen zeigt sich Resilienz als eine in ihrem komplexen Verwendungspanorama (bspw. zwischen Sollen und Wollen, Person und System oder Prozess und Resultat) gefangene Konstellation. Im Diskursgefüge der Bildungswissenschaft und Frühpädagogik kann sie nach einem bestimmten Schema – mal per Fallbezug, mal per Verallgemeinerung – als eine wissenschaftliche Kategorie und mehr noch: als eine Bildungsfiguration begründet und nachvollzogen werden. Der bestehende Diskurs wird dadurch um eine neue und zur weiteren Reflexion einladende Perspektive ergänzt.
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Wirkung von körperlich-sportlicher Aktivität auf den physiologischen Spannungszustand der durch das Stresshormon Cortisol und die Sexualhormone Estradiol und Testosteron dargestellt wird.
Als körperich-sportliche Aktivität wurde ein eigenes entwickeltest Kurzprogramm (SeKA-Cardio) mit verschiedenen Durchführungsintensitäten untersucht. Abschließend folgte ein Vergleich mit einem Yoga-Kurzprogramm und einer Passivität.
Mit den hier zu einer kumulativen Dissertationsschrift zusammengestellten Aufsätzen soll ein erweitertes Konzept "sprachlich-literarischer Bildung" konkretisiert und theoretisch begründet werden, das nicht einseitig auf literarhistorisches Bildungswissen und die Analyse und Interpretation literarischer Texte fokussiert ist. Bei der theoretischen Begründung beziehe ich mich vor allem auf die Sprachphilosophie, Bildungstheorie und Anthropologie Wilhelm von Humboldts und deren Relektüre und Aktualisierung durch Eugenio Coseriu (1994), den Deutschdidaktiker Hubert Ivo (1999) und den Romanisten Jürgen Trabant (2008; 2012). Im Kern steht dabei die Auffassung, dass der Bildungswert der Literatur in ihrer spezifischen Sprachlichkeit liegt. Literatur wird nicht als abweichend vom "normalen" Sprachgebrauch gedacht, sondern als "Ort der Entfaltung der funktionellen Vollkommenheit der Sprache" (Coseriu 1994, S. 148). Vor allem durch Literatur lassen sich deshalb die Individualität, die Vielfalt der Sprache und die "Freiheit des poetischen Sprechens" (Trabant 2008, S. 276 ff.) produktiv und rezeptiv erfahren. Beim Lesen, Schreiben, Sprechen und Hören von Literatur kann mit Sprachnormen gespielt, können Sprachnormen individuell angeeignet, überschritten oder neu gesetzt werden. Dies ist ein wesentliches Element sprachlicher Bildung durch Literatur und stellt eine wichtige Ergänzung bzw. ein Korrektiv zu einem einseitig pragmatischen, instrumentellen und an vorgegebenen Normen orientierten Sprachgebrauch dar.
Mit dem erweiterten Konzept "sprachlich-literarischer Bildung" leiste ich einen Beitrag zur fachdidaktischen Gegenstandskonstitution. Fachdidaktik muss ihre Gegenstände immer auch theoriegeleitet bestimmen und sich dabei an unterschiedlichen Bezugstheorien orientieren. Die Literaturdidaktik kann sich beispielsweise eher an "Abweichungstheorien" orientieren, die vom russischen Formalismus geprägt sind, oder aber an Literaturtheorien im Sinne von Coseriu und Trabant, die im romantischen Sprachdenken ihren Ausgangspunkt haben. Dies ist eine normative Grundentscheidung, bei der ein wichtiges Argument für die Orientierung an Coseriu, Trabant und dem Sprachdenken in dieser Tradition ist, dass sie stärker im Einklang mit dem humanistischen Bildungsbegriff stehen, der auch maßgeblich von Humboldt mitbestimmt ist.
Ein solcher "Denkrahmen" übt auch einen wesentlichen Einfluss auf didaktisch fundierte Unterrichtskonzepte aus. Das von Gerhard Härle und mir konzipierte "Heidelberger Modell des Literarischen Unterrichtsgesprächs" (Härle / Steinbrenner 2004) fußt ebenfalls auf der Hermeneutik und Sprachtheorie Humboldts und Schleiermachers. Im Kern steht hier die Auffassung, dass die spezifische Sprachlichkeit der Literatur auch die Art und Weise beeinflusst, wie wir über Literatur sprechen, und dass genau dies (und weniger die 'Inhalte' der Texte und Gespräche) den Bildungswert literarischer Gespräche ausmacht. Hubert Ivo bezeichnet in diesem Sinn das "Reden über poetische Sprachwerke" als "ein Modell sprachverständiger Intersubjektivität" (Ivo 1994, S. 222). In meinen Arbeiten zum Literarischen Unterrichtsgespräch veranschauliche ich die praktische Umsetzung des "Heidelberger Modells" und zeige an konkreten Beispielen auf, wie bzw. in welchem Modus Lernende unterschiedlicher Alters- und Bildungsgruppen über literarische Texte nachdenken und sprechen.
Die vorliegenden ausgewählten Aufsätze gliedere ich in die beiden Themenbereiche "Sprachlich-literarische Bildung als Denkrahmen für die Deutschdidaktik" und "Das Literarische Unterrichtsgespräch", die eng miteinander zusammenhängen. Beide Themenbereiche werden zunächst in einem Überblick skizziert, dem dann eine Kurzcharakterisierung der einzelnen Aufsätze folgt, die im zweiten Teil der Dissertation als Reprographien erscheinen.
Technik vom Anfang denken
(2021)