@phdthesis{Steinbrenner2021, author = {Marcus Steinbrenner}, title = {Sprachlich-literarische Bildung als Denkrahmen f{\"u}r die Deutschdidaktik und das Literarische Unterrichtsgespr{\"a}ch}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:751-opus4-2657}, pages = {289}, year = {2021}, abstract = {Mit den hier zu einer kumulativen Dissertationsschrift zusammengestellten Aufs{\"a}tzen soll ein erweitertes Konzept \"sprachlich-literarischer Bildung\" konkretisiert und theoretisch begr{\"u}ndet werden, das nicht einseitig auf literarhistorisches Bildungswissen und die Analyse und Interpretation literarischer Texte fokussiert ist. Bei der theoretischen Begr{\"u}ndung beziehe ich mich vor allem auf die Sprachphilosophie, Bildungstheorie und Anthropologie Wilhelm von Humboldts und deren Relekt{\"u}re und Aktualisierung durch Eugenio Coseriu (1994), den Deutschdidaktiker Hubert Ivo (1999) und den Romanisten J{\"u}rgen Trabant (2008; 2012). Im Kern steht dabei die Auffassung, dass der Bildungswert der Literatur in ihrer spezifischen Sprachlichkeit liegt. Literatur wird nicht als abweichend vom \"normalen\" Sprachgebrauch gedacht, sondern als \"Ort der Entfaltung der funktionellen Vollkommenheit der Sprache\" (Coseriu 1994, S. 148). Vor allem durch Literatur lassen sich deshalb die Individualit{\"a}t, die Vielfalt der Sprache und die \"Freiheit des poetischen Sprechens\" (Trabant 2008, S. 276 ff.) produktiv und rezeptiv erfahren. Beim Lesen, Schreiben, Sprechen und H{\"o}ren von Literatur kann mit Sprachnormen gespielt, k{\"o}nnen Sprachnormen individuell angeeignet, {\"u}berschritten oder neu gesetzt werden. Dies ist ein wesentliches Element sprachlicher Bildung durch Literatur und stellt eine wichtige Erg{\"a}nzung bzw. ein Korrektiv zu einem einseitig pragmatischen, instrumentellen und an vorgegebenen Normen orientierten Sprachgebrauch dar. Mit dem erweiterten Konzept \"sprachlich-literarischer Bildung\" leiste ich einen Beitrag zur fachdidaktischen Gegenstandskonstitution. Fachdidaktik muss ihre Gegenst{\"a}nde immer auch theoriegeleitet bestimmen und sich dabei an unterschiedlichen Bezugstheorien orientieren. Die Literaturdidaktik kann sich beispielsweise eher an \"Abweichungstheorien\" orientieren, die vom russischen Formalismus gepr{\"a}gt sind, oder aber an Literaturtheorien im Sinne von Coseriu und Trabant, die im romantischen Sprachdenken ihren Ausgangspunkt haben. Dies ist eine normative Grundentscheidung, bei der ein wichtiges Argument f{\"u}r die Orientierung an Coseriu, Trabant und dem Sprachdenken in dieser Tradition ist, dass sie st{\"a}rker im Einklang mit dem humanistischen Bildungsbegriff stehen, der auch ma{\"s}geblich von Humboldt mitbestimmt ist. Ein solcher \"Denkrahmen\" {\"u}bt auch einen wesentlichen Einfluss auf didaktisch fundierte Unterrichtskonzepte aus. Das von Gerhard H{\"a}rle und mir konzipierte \"Heidelberger Modell des Literarischen Unterrichtsgespr{\"a}chs\" (H{\"a}rle / Steinbrenner 2004) fu{\"s}t ebenfalls auf der Hermeneutik und Sprachtheorie Humboldts und Schleiermachers. Im Kern steht hier die Auffassung, dass die spezifische Sprachlichkeit der Literatur auch die Art und Weise beeinflusst, wie wir {\"u}ber Literatur sprechen, und dass genau dies (und weniger die 'Inhalte' der Texte und Gespr{\"a}che) den Bildungswert literarischer Gespr{\"a}che ausmacht. Hubert Ivo bezeichnet in diesem Sinn das \"Reden {\"u}ber poetische Sprachwerke\" als \"ein Modell sprachverst{\"a}ndiger Intersubjektivit{\"a}t\" (Ivo 1994, S. 222). In meinen Arbeiten zum Literarischen Unterrichtsgespr{\"a}ch veranschauliche ich die praktische Umsetzung des \"Heidelberger Modells\" und zeige an konkreten Beispielen auf, wie bzw. in welchem Modus Lernende unterschiedlicher Alters- und Bildungsgruppen {\"u}ber literarische Texte nachdenken und sprechen. Die vorliegenden ausgew{\"a}hlten Aufs{\"a}tze gliedere ich in die beiden Themenbereiche \"Sprachlich-literarische Bildung als Denkrahmen f{\"u}r die Deutschdidaktik\" und \"Das Literarische Unterrichtsgespr{\"a}ch\", die eng miteinander zusammenh{\"a}ngen. Beide Themenbereiche werden zun{\"a}chst in einem {\"U}berblick skizziert, dem dann eine Kurzcharakterisierung der einzelnen Aufs{\"a}tze folgt, die im zweiten Teil der Dissertation als Reprographien erscheinen.}, language = {de} }