@phdthesis{Jaeger2019, author = {Katharina J{\"a}ger}, title = {Metaphorisieren im Religionsunterricht - ein Beitrag zur Pluralit{\"a}tsf{\"a}higkeit}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:751-opus4-1978}, pages = {424}, year = {2019}, abstract = {In Metaphern wird ein semantischer Bereich durch einen anderen strukturiert: GOTT IST VATER. Dabei ist die Differenzwahrung der beiden Bereiche zentral, denn Gott geht nicht im Vater-Sein auf. Die Strukturierung ist partiell. Viele Metaphern, die in der Rede von Gott Verwendung finden, werden aufgrund des h{\"a}ufigen Gebrauchs (z.B. im Apostolicum) nicht mehr als Metaphern, sondern als Formeln gebraucht. Die im Rezeptionsprozess f{\"u}r eine Metapher zentrale Differenzwahrung weicht einer Identifikation der beiden Bereiche mit der Folge der Verw{\"o}rtlichung. Dadurch ist bspw. die urspr{\"u}ngliche Metapher JESUS CHRISTUS IST GOTTES SOHN zur Satzwahrheit erstarrt, die Jesus Christus Gottgleichheit zuspricht. Sprachliche und gedankliche Engf{\"u}hrungen sind die Folge. Vorliegende Arbeit pl{\"a}diert daf{\"u}r, die urspr{\"u}ngliche Metaphorizit{\"a}t solcher h{\"a}ufig gebrauchten Metaphern mit den Methoden des Metaphorisierens wieder sichtbar zu machen, um Fraglichkeiten zur{\"u}ckzugewinnen und dadurch neue Denkm{\"o}glichkeiten zu schaffen. Damit ist eine {\"O}ffnung der Rede von Gott verbunden, weil nicht mehr hinterfragte Formeln auf den Pr{\"u}fstand kommen: Was ist es, das uns sagen l{\"a}sst, Jesus Christus sei der Sohn Gottes? Offenheit in der Rezeption hei{\"s}t aber nicht Beliebigkeit oder gar Relativismus. Denn vor dem Abgleiten sch{\"u}tzen sowohl semiotische Theorien (v.a. Peirce und Eco) als auch Metaphertheorien (Lakoff/Johnson; Ricoeur u.a.). V.a. mit der Rezeption U. Ecos ist eine kulturtheoretische Perspektive {\"u}bernommen, die eine qualifizierte Pluralit{\"a}t in Deutungsprozessen postuliert und die die Einsicht wachh{\"a}lt, dass sich auch die biblische Metaphorik kultureller Zuschreibungen verdankt. Die Arbeit leistet einen Beitrag zur Pluralit{\"a}tsf{\"a}higkeit (von Sch{\"u}ler*innen), weil in kulturtheoretischer Perspektive die Wahrheitsfrage von der Seinsebene auf die Kommunikationsebene verlagert wird und sich niemand mehr hinter Satzwahrheiten verstecken kann, die unhinterfragt gelten (nihil extra usum). Metaphern als Metaphern rezipiert – nicht als Formeln – fordern zu Fortbestimmung im Rezeptionsprozess anstelle von Bestimmtheiten, die Zweifel sistieren. Sch{\"u}ler*innen lernen, sich in der Un{\"u}bersichtlichkeit m{\"o}glicher Weltdeutungen begr{\"u}ndet zu positionieren. Pluralit{\"a}tsf{\"a}higkeit ist bildungspolitisch gefordert und kann als antipopulistische Geisteshaltung skizziert werden. In einer Zeit, in der Populisten Aufwind haben, ist diese Kompetenz als unverzichtbar einzustufen.}, language = {de} }