@phdthesis{Kuhn2021, author = {Manfred Kuhn}, title = {Die Hinrichtung von Johannes Sylvanus am 23. Dezember 1572 auf dem Heidelberger Marktplatz - im Licht der Theorie von der \"Zweiten Reformation\" nach Heinz Schilling}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:751-opus4-2940}, pages = {369}, year = {2021}, abstract = {Die Hinrichtung des evangelischen Theologen Johannes Sylvanus im Jahr 1572 wird in den g{\"a}ngigen Lexika damit begr{\"u}ndet, dass er ketzerische antitrinitarische Lehren verbreitet habe. In dem Er{\"o}ffnungskapitel der Arbeit, die einen {\"U}berblick {\"u}ber die Sylvanus-Literatur seit Lessing gibt, lassen sich f{\"u}r diese Sichtweise zahlreiche Belege finden. Allerdings ist es gerade Lessing, der schon sehr fr{\"u}h Zweifel an dieser Deutung {\"a}u{\"s}ert. Die untersuchten Autoren bieten einen je anders akzentuierten Blick auf die Causa Sylvanus, aber es ist unverkennbar, dass gerade ich der Epoche des Landesherrlichen Kirchenregiments die Untersuchungen gepr{\"a}gt sind von unersch{\"u}tterlicher Loyalit{\"a}t gegen{\"u}ber der Obrigkeit. Insofern war es in einem zweiten Schritt wichtig, ein Analyse-Instrumentarium zu entwickeln, mit dem effektiv und ohne voreingenommene Parteinahme der „Fall Sylvanus“ theologisch, politisch und juristisch betrachtet werden konnte. Die Theorie von der „Zweiten Reformation“ nach Heinz Schilling eignete sich daf{\"u}r bestens. Die Auseinandersetzung mit der Kritik an dieser Theorie hat diese Einsch{\"a}tzung gefestigt. Zur Bestimmung der theologischen Position von Sylvanus wurde sein beruflicher Werdegang nachgezeichnet und die darin verwobene Entwicklung seines theologischen Denkens: Nach seinem Abschied aus der r{\"o}mischen Kirche, die durch seinen Weggang aus W{\"u}rzburg dokumentiert wurde, wandte er sich – nach einer dreij{\"a}hrigen Episode im lutherischen W{\"u}rttemberg – zielstrebig der reformierten Glaubensrichtung zu, indem er sich von Kurf{\"u}rst Friedrich III. 1563 in die Kurpfalz berufen lie{\"s}. In der Arbeit werden die literarischen Auseinandersetzungen mit dem lutherischen Reformator, dem Stra{\"s}burger Theologen Marbach, ausf{\"u}hrlich referiert, zumal in diesen Texten die Theologie von Sylvanus deutlich erkennbar wird. Allerdings kommt es in dieser Kontroverse zu keiner Ann{\"a}herung der Positionen. Eine wichtige Rolle in dieser Epoche der kurpf{\"a}lzischen Geschichte spielt der Reichstag zu Augsburg von 1566. Dort gelang es dem Kurf{\"u}rsten, seine stark reformiert gepr{\"a}gte Religionspolitik als vereinbar mit dem Augsburger Bekenntnis von 1555 durchzusetzen. Innerhalb der kirchenpolitischen Situation in der Kurpfalz dominierte der Streit um die Kirchendisziplin f{\"u}r ein Jahrzehnt die Lage. Der Kurf{\"u}rst hielt sich lange zur{\"u}ck, w{\"a}hrend die beiden Theologen-Parteien sich heftig bek{\"a}mpften. Am Rande des Reichstages zu Speyer 1570 entlud sich dieser Konflikt, als Briefe auftauchten, in denen Sylvanus und sein Vertrauter Neuser ihre Absicht bekundeten, nach Siebenb{\"u}rgen auszuwandern, um dort – vermutlich in den antitrinitarisch gepr{\"a}gten Gemeinden – als Pfarrer Dienst zu tun. Dabei erw{\"a}hnten sie auch, dass es in der Kurpfalz noch andere antitrinitarisch gesonnene Pfarrer gebe. Aufgrund dieses Briefes wurde Sylvanus verhaftet. Seine Bereitschaft zum Widerruf, vermutlich durch Folter erzwungen, wurde vom Kurf{\"u}rst und den meisten Theologen ignoriert. Ohne ein akzeptables Gerichtsverfahren wurde Sylvanus am 23.12.1572 in Heidelberg auf dem Marktplatz hingerichtet.}, language = {de} }